Anna Schieferdecker

Anna Schieferdecker, was sollte ein Bewerber oder eine Bewerberin unbedingt mitbringen?

Anna ist stellvertretende Referatsleiterin im Bereich Human Resources bei den Arolsen Archives. Im Interview erzählt sie, wie es ist, in einem internationalen Zentrum über NS-Verfolgung zu arbeiten.

 

Von Paula Miranda-Stracke

Liebe Anna, du hast einen Bachelor und einen Master in Wirtschaftspädagogik. Was hat dich dazu bewogen, in diesen Bereich einzusteigen?

Während der Berufsschulzeit meiner Ausbildung zur Bankkauffrau habe ich beschlossen, studieren zu gehen, um meinen ursprünglichen Wunsch, Berufsschullehrerin zu werden, zu verfolgen. Ich habe einen Bachelor und einen Master abgelegt und nebenbei als Werkstudentin in der Personalabteilung eines Lebensmitteldiscounters gearbeitet. Dabei habe ich festgestellt, dass ich lieber direkt in einem Unternehmen arbeiten möchte, da dort wesentlich vielfältigere Zielgruppen auf mich zukommen. Ich wollte immer mit Menschen und für Menschen arbeiten. Das ist genau das, was mir Freude bereitet.


Du arbeitest derzeit in der Personalabteilung bei den Arolsen Archives, einem internationalen Zentrum über NS-Verfolgung. Warum hast du dich für dieses Unternehmen entschieden?

Gegen Ende meines Studiums in Kassel habe ich mich auf die Suche nach einem Job in meiner Heimat begeben. Ich wollte gerne in unseren idyllischen Landkreis zurückkehren, auch weil ich ein sehr familienorientierter Mensch bin. Da nicht viele Unternehmen in der Region eine richtige Personalabteilung haben, hat es nicht lange gedauert, bis ich auf Arolsen Archives gestoßen bin. Ich bin stolz, für eine Institution arbeiten zu können, die eine klare gesellschaftliche Aufgabe verfolgt. Sie trägt zu Debatten rund um die Aufarbeitung der NS-Zeit, politischer Verfolgung und Rassismus bei. Außerdem unterstützt sie die Aufklärung von Schicksalen, die Suche nach Vermissten sowie die Rückgabe von sogenannten Effekten an die Betroffenen und deren Familien. 

 

Was sind die positiven Aspekte und die größten Hindernisse, auf die eine Personalfachkraft stößt? 

Wir werden jeden Tag mit vielen verschiedenen Aufgaben konfrontiert und arbeiten mit unterschiedlichen Menschen zusammen, die jeweils andere Bedürfnisse haben. Unsere Aufgaben und Rollen reichen von Entscheidungsträgern, Ausführenden und Organisatoren bis hin zu wirklich kreativen und innovativen Lösungen, die wir finden müssen, wenn wir bei der Umsetzung unserer Ideen an Grenzen stoßen. Somit ist jeder Arbeitstag anders. Hinzu kommt, dass wir eine hohe Rate an Mitarbeitenden haben, die deutschlandweit im Homeoffice tätig sind. Einige arbeiten sogar im Ausland. Besonders dort ist es eine große Herausforderung, neue Mitarbeitende an Bord zu holen.

 

Zu deinen Aufgaben gehört auch die Rekrutierung von Bewerber:innen. Wie läuft dieser Prozess angesichts vieler Veränderungen in der Arbeitswelt derzeit ab?

In Bewerbungsverfahren werden wir mit einer neuen Realität konfrontiert. Früher hat das Unternehmen eine Stellenanzeige veröffentlicht, mehrere Bewerbungen erhalten und konnte dann auswählen, wer für den Job am besten geeignet ist. Mittlerweile bereitet es uns Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Viele Bewerber:innen sind in der glücklichen Lage, sich die Stellen selbst aussuchen zu können. Diese Herausforderung müssen wir momentan bewältigen. Mit der Zeit haben wir aber gelernt, aktiv auf Fachkräfte und auf Personen mit festen Arbeitsplätzen zuzugehen, um diese für uns und unsere Mission zu gewinnen.


Was sind für dich die wichtigsten Anforderungen während des Einstellungs- und Auswahlverfahrens?

Es ist sehr wichtig, dass die Kandidaten:innen authentisch sind. Sie sollten sich nicht verstellen, sondern sich so präsentieren, wie sie wirklich sind und definitiv Spaß an dem haben, was sie tun. Wir führen entspannte und lockere Gespräche ohne Druck oder Ähnliches. Dabei kann man wirklich offen über seine Stärken, Entwicklungsfelder und bisherigen Erfahrungen sprechen. Zudem muss für die Bewerber:innen klar sein, wer wir sind und was wir wollen. Wenn man mit uns zusammenarbeiten möchte, dann verfolgt diese Person auf jeden Fall das Ziel, etwas in der Gesellschaft zu bewirken. 


Was tust du, um in deinem Beruf auf dem Laufenden zu bleiben und im Unternehmen etwas zu bewirken? 

Für uns im Personalbereich sind Schulungen und Weiterbildungen super wichtig, da wir viele gesetzliche Beschränkungen einhalten müssen. Wir sollten also immer auf dem aktuellsten Stand sein. Generell befindet sich unsere eigene Organisation im Wandel und passt sich an die neue Zeit an. Noch vor einigen Jahren hatten wir einen geringeren Bekanntheitsgrad. Dies hat sich jedoch in den letzten Jahren durch viele Kampagnen und ein verändertes öffentliches Auftreten grundlegend geändert. Ich glaube, dass wir unsere Ideen nicht für uns behalten, sondern uns offen mit unseren Kolleg:innen oder Vorgesetzten austauschen sollten. Wir sind hier immer offen für Vorschläge und Veränderungen.

Anna Schieferdecker

Zur Person
ANNA SCHIEFERDECKER
Jahrgang 1993
Ausgebildet wurde ich als Bankkauffrau
Studiert habe ich Wirtschaftspädagogik mit Nebenfach Personal- und Organisationsentwicklung in Kassel
Ich arbeite aktuell als stellvertretende Referatsleiterin im Bereich Human Resources bei den Arolsen Archives
Meine Heimat ist Vöhl
Mein Zuhause ist Lelbach
Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist der Edersee