Menschen zusammenbringen: Ein Coworking-Space ist mehr als ein geteiltes Büro.

Coworking: Kann das auch auf dem Land funktionieren?

Zusammen arbeiten und voneinander profitieren: Das ist der Grundgedanke von “Coworking”. Doch ist das Konzept auch außerhalb von Berlin Mitte alltagstauglich? Wie könnte ein Coworking Space auf dem Land aussehen?

 

Coworking ist ein Konzept, dass Einzelpersonen oder Unternehmen mit unterschiedlichen Hintergründen einen Ort zum Arbeiten bietet. Startups, Selbständige und ganze Innovationsabteilungen von Unternehmen buchen in den geteilten Büros Schreibtische, Räume oder halten Konferenzen ab.

WeWork, mindspace und Co.: Die Marktführer in Sachen Coworking ließen sich bislang hauptsächlich in großen Städten und Ballungsgebieten nieder. Wir, das Team von Network Waldeck-Frankenberg, haben uns bereits vor fünf Jahren die Frage gestellt, wie Coworking im ländlichen Raum funktionieren könnte und haben uns die Entwicklung der Arbeitswelt genauer angeschaut. Wie kommen die Trends in Waldeck-Frankenberg an? Das haben wir durch eine Studie im Landkreis herausgefunden. Die Ergebnisse stellen wir hier vor:

 

Wie verändert sich unsere Arbeitswelt?

Einige deutsche Pilotprojekte in ländlichen Regionen wie das Coworkland im Kieler Umland zeigen bereits, dass Coworking auch auf dem Land eine echte Alternative für Selbstständige oder Unternehmen sein kann.

Dazu beigetragen hat auch die Corona-Pandemie: Die Homeoffice-Vorschriften Anfang 2020 zwangen viele Arbeitgeber:innen dazu ihren Mitarbeiter:innen zu erlauben Bürojobs von überall zu erledigen. Unsere Arbeitswelt wurde so räumlich flexibler. Hinzu kommt der übergreifende Megatrend der Digitalisierung, der große Teile unserer Arbeit in die Online-Welt verlagert.

 

Wie verändert unsere Arbeit, wo wir leben?

Mobile Arbeitsformen und das Homeoffice sind keine vorübergehenden Pandemie-Phänomene, sondern werden Normalität. Viele Unternehmen, Schulen und Universitäten arbeiten nur noch digital zusammen. Unter anderem aus diesem Grund hat gerade das Land als Lebens- und Arbeitsraum wieder enorm an Bedeutung gewonnen. Viele wollen raus aus der Stadt, ins Grüne und nehmen ihr Homeoffice gleich mit.

Coworking in Waldeck-Frankenberg: Das könnte bald möglich sein.Warum Coworking statt Homeoffice?

Viele Arbeitnehmer:innen mit Bürojobs haben die Freiheit gewonnen, von dort zu arbeiten, wo sie wollen. Sei es das Arbeitszimmer zuhause, der Küchentisch oder der Balkon: Was fehlt ist der soziale Austausch, die kleinen zufälligen Begegnungen oder Raum für intensive, analoge Teamarbeitsphasen. Hier setzten Coworking Spaces an und bieten dafür ideale Bedingungen.

Die Bertelsmann-Studie untersuchte im Jahr 2020 mit 200 Tiefeninterviews, wie Coworking auf dem Land möglich wird. Die Interviewer:innen stellten unter anderem fest, dass „Coworking den Menschen die Möglichkeit gibt, wohnortnah, mit gut ausgestatteten Arbeitsplätzen und einer reduzierten Pendlertätigkeit” ihrer Arbeit nachgehen zu können.

Das Coworking-Konzept lebt von einer großen Offenheit gegenüber unterschiedlichen Nutzergruppen und einer breiten Altersstruktur. Die Bertelsmann-Studie stellte klar, dass in mehreren Landkreisen ein Coworking-Space für Zuzug gesorgt hat und, dass Coworking die Stellung einer Art „Ortsmitte“ eingenommen hat.

Durch die unterschiedlichen Nutzer:innen und die, in der heutigen Zeit, geforderte Digitalisierung birgt auch einen enormen Modernisierungsfaktor in sich: Arbeitgeber:innen können von einem größeren Einzugsgebiet für ihre Mitarbeiter:innen profitieren. Diese müssen nicht mehr jeden Arbeitstag am Sitz des Unternehmens verbringen, sondern können nah an ihrem Wohnort die Vorteile eines gut ausgestatteten Büros nutzen. Die sonst durchgeführten Fahrtstrecken zum Unternehmen entfallen zudem. Auch in Waldeck-Frankenberg macht das einen großen Unterschied: Es gibt etwa 54.000 Pendler:innen.

In Coworking-Spaces kommen sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Diese Vielfalt schafft nicht nur eine besondere Atmosphäre, sondern ist auch der Nährboden für lokale Netzwerke. Diese Vernetzung kann wiederum eine Grundlage für die Aktivierung einer ländlichen Gründerszene sein oder Startpunkt von Innovationsprojekten im Handwerk und Mittelstand der Region.

 

Welche Perspektiven gibt es für Waldeck Frankenberg?

Coworking ist also viel mehr als das vermieten von Büroflächen – Coworking ist ein elementarer Baustein für ein funktionierendes berufliches Ökosystem im ländlichen Raum, das potenziellen Heimkehrer:innen den Schritt in die Region erleichtert, Gründungen unterstützt und in dem sich regionale Unternehmen entwickeln können.

Mit unserer Coworking-Studie für Waldeck Frankenberg haben wir wichtige Indikatoren für die Entwicklung von Angeboten in der Region untersucht. Die Ergebnisse decken sich mit wichtigen Aussagen der Bertelsmann Studie und zeigen den Handlungsbedarf im Landkreis auf. Aktuell erarbeiten wir mit mehreren Partnern an einer ganzheitlichen Unterstützung für potenzielle Betreiber:innen und Gründer:innen.

Alle Interessierten können die Coworking-Studie kostenlos downloaden und mit uns darüber in der Facebook Gruppe “Coworking Waldeck-Frankenberg” diskutieren.

Die Autoren:

Jonatan Freund und Tim Oberlies sind zwei der Gründer von Network Waldeck-Frankenberg. Mit dem Thema „Coworking“ beschäftigen sie sich schon seit über fünf Jahren beruflich. Mehr über Jonatan erfahrt ihr hier, mehr über Tim lest ihr hier.

Hier geht's zum Download der Studien-ERgebnisse.