Design Thinking: Der Weg ist das Ziel

Eine innovative Wirtschaft braucht innovative Ideen. Eine davon ist Design Thinking, ein interdisziplinärer Ansatz zur Entwicklung neuer Produkte. Auf unserem Platz der Innovationen auf dem Hessentag haben wir diese Technik erfolgreich mit Unternehmern aus Waldeck-Frankenberg ausprobiert. Grund genug, um noch einmal genauer auf Vorteile und Chancen von Design Thinking zu schauen.

Der Arbeitsprozess von Unternehmen verläuft häufig nach einem ähnlichen Schema: Es gibt ein Problem, es folgt eine Lösung und dann geht es damit auf den Markt. Design Thinking will mit dieser starren Struktur brechen. Stattdessen soll durch einen dynamischen Prozess das bestmögliche Resultat für den Kunden gefunden werden.

 

Zurück zum Problem

Das wird durch sechs verschiedene Stufen gewährleistet. Zu allererst geht es um das Verständnis des Problems. Danach folgt eine Beobachtung, in dem der Status quo aus dem Blickwinkel des Kunden nachvollzogen wird. Die gewonnenen Erkenntnisse werden anschließend zusammentragen, wodurch die Sichtweise auf das Problem definiert wird. Nun geht es in die Praxis.

Aus den theoretischen Überlegungen werden erst konkrete Ideen ausgearbeitet, die danach in einem Prototyp umgesetzt und getestet werden. Dies findet alles noch auf einem kosten- und aufwandsgünstigen Level statt, um das Produkt nachbessern zu können. Denn der Kunde wird in die Testphase integriert, seine Meinung als Anstoß zur Verbesserung genutzt. „Fehler sind Teil des Prozesses und kein Scheitern“, sagt Network-Gründer Tim Oberlies, der regelmäßig mit Design Thinking arbeitet.

Der große Vorteil dieser Technik ist, dass ein Unternehmen nicht an den Interessen seiner Zielgruppe vorbeiarbeitet. Denn durch den ständigen Kontakt mit dieser bleibt der Wunsch des Kunden immer im Fokus. „Die Arbeit der Unternehmen wird wieder kundenorientierter“, sagt Tim Oberlies.

 

Offene Firmenkultur

Wichtige Voraussetzung für Design Thinking ist zum einen ein interdisziplinäres Team. Statt getrennten Arbeitsabläufen setzen sich die unterschiedlichen Abteilungen von Entwicklung bis Marketing an einen Tisch, um gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Das setzt voraus, zunächst erst einmal einen gemeinsamen Nenner in der Arbeitsweise zu finden.

Danach wird zusammen an der Problemlösung gearbeitet – und zwar auf Augenhöhe. Egal ob Vorstandsvorsitzender oder Praktikant, jede Meinung ist gleich viel Wert. Das ist insbesondere in Firmen mit klaren Hierarchien eine Herausforderung. „Um derartige Strukturen aufzubrechen, wird oft zu Mitteln wie gegenseitigem Duzen, Freizeitkleidung statt Anzug oder auch die Wahl eines neutralen Arbeitsorts gegriffen“, berichtet Tim Oberlies. Aber diese Mittel helfen auch nur dann, wenn ein Minimum an Offenheit in der Firmenkultur vorherrscht.

 

Langfristiger Kulturwandel

Ein häufiger Fehler in der Durchführung von Design Thinking ist eine unbedarfte Herangehensweise. Deshalb lohnt es sich anfangs, einen externen Coach zu beauftragen. Denn der hat zum einen die nötigen Arbeitsprozesse im Blick, zum anderen hat er als externe Person keine Scheu vor Hierarchien oder anderen Hürden.

Bei unserem Testlauf auf dem Platz der Innovationen beim Hessentag haben wir Vorteile und Chancen der Technik einmal zusammen mit Unternehmern aus der Region auf die Probe gestellt – und das mit Erfolg, denn vonseiten Teilnehmer gab es viel positives Feedback: „Es freut mich, dass sich die Teilnehmer auf das Experiment eingelassen haben und dass es so gut geklappt hat“, sagt Tim Oberlies.

Vielleicht findet so dieser innovative Prozess über kurz oder lang auch den Weg in einige Unternehmen der Region. Denn neben einer optimierten Produktentwicklung kann Design Thinking langfristig auch zu einer offeneren Unternehmenskultur beitragen, dem idealen Nährboden für Innovationen.