Kennt den Immobilienmarkt in Waldeck-Frankenberg: Stefan Scholl von der Frankenberger Bank.

Stefan Scholl, wie entwickelt sich der Immobilienmarkt in Waldeck-Frankenberg?

Bauen, kaufen, finanzieren: Der Immobilien-Experte Stefan Scholl von der Frankenberger Bank spricht darüber, was angehende Hausbesitzer:innen in Waldeck-Frankenberg beachten sollten und gibt Tipps für die Finanzierung der Traumimmobilie.

 

Wie hat sich der Immobilienmarkt in Waldeck Frankenberg in den vergangenen Jahren entwickelt?
Nach oben! Angetrieben durch die Niedrigzinspolitik sehen wir den Aufwärtstrend jetzt schon seit zehn Jahren. In den vergangenen zwei Jahren sogar beschleunigter. In den Ballungszentren sind die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser immer weiter angestiegen und das zeigt sich so um zwei Jahre verzögert auch in Waldeck-Frankenberg.
Bauland hier ist gefragt: Werden neue Gebiete erschlossen, gibt es oft doppelt so viele Bewerber wie Grundstücke. Hinzu kommt der Preisanstieg durch gestiegene Rohstoffkosten für Neubauten um etwa 30 Prozent in den vergangenen Jahren. Deswegen stürzten sich viele Interessent:innen auf Bestandsimmobilien. Die wurden natürlich ebenfalls teurer, besonders Einfamilienhäuser. In meinem Bereich in Frankenberg ist die Nachfrage nach Immobilien immer stark abhängig von den großen, regionalen Arbeitgebern. Stellen sie ein oder zahlen gute Gehälter, steigt die Nachfrage.

 

Wenn alles teurer geworden ist, sollte ich dann mein Geld überhaupt noch in Wohneigentum stecken?
Unbedingt. Wer sein Geld ungenutzt auf der Bank liegen lässt, zahlt mittlerweile oft Strafzinsen. Neben Aktienfonds macht in den meisten Fällen Wohneigentum als Geldanlage Sinn. Statt mehrere Jahre eine Wohnung zu mieten, kann ich die Ausgaben für die Miete auch in den Kauf stecken. Selbst wenn ich dann umziehen möchte, kann ich sie entweder verkaufen oder die Immobilie behalten und für die Altersvorsorge nutzen.

 

Was sollte ich beachten, bevor ich nach meinem Traumhaus oder -wohnung suche?
Mein Tipp für Interessent:innen von Immobilien ist, sich seinen finanziellen Spielraum ausrechnen zu lassen. Erst, wenn ich weiß, was ich mir überhaupt realistisch leisten kann, sollte ich auf die Suche nach geeigneten Wohnungen oder Häusern gehen. Wer frühzeitig weiß, wie viel Geld er von der Bank als Kredit bekommen würde, kann bei passenden Immobilienangeboten schneller zuschlagen. – Ein großer Vorteil in dem umkämpften Markt. Bei der Suche nach Immobilien in der Region kann ich neben dem Makler-Service von Banken auch die gängigen Online-Portale wie Immowelt, Immoscout oder Ebay Kleinanzeigen empfehlen.

 

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Immobilieninteressent:innen aus Waldeck-Frankenberg?
Ich merke, dass viele Menschen eher dazu bereit sind, mehr für ihr Eigenheim auszugeben oder früher als ohne Pandemie an einen Kauf denken. Wir haben alle während der Pandemie mehr Zeit zuhause verbracht, da werden kleine Wohnungen schnell zu eng.

 

Kann das auch dazu führen, dass manche Interessent:innen ihre eigenen Mittel beim Immobilienkauf überschätzen?
Mit Sicherheit. Deswegen ist eine gute Finanzierungsberatung durch die Hausbank im Vorfeld wichtig. Dabei sollte alles durchgesprochen werden: die momentane finanzielle Situation und die Entwicklung in den nächsten Jahren. Sind Kinder geplant? Wie werden sich die Gehälter entwickeln? Wann ist das Renteneintrittsalter? Welche Versicherungen brauchen wir? – Erst wenn das vollumfänglich aufgeklärt ist, kann man eine Entscheidung treffen, wie hoch die monatliche Rate sein darf. Denn die muss ich auch noch die nächsten 20, 30 Jahre durchhalten können, auch wenn Krankheit, veränderte Familienplanung oder anderes dazwischenkommt.

 

Eine langfristige Angelegenheit. Herr Scholl, was denken Sie, wie wird sich der Immobilienmarkt in Waldeck-Frankenberg entwickeln?
Das ist schwer vorherzusagen. Mittelfristig würde ich sagen, werden die Zinsen nicht stark steigen. Vor zehn Jahren war der durchschnittliche Zinssatz bei einer Hausfinanzierung zwischen 3,5 und 4 Prozent. Momentan liegen wir bei einem Prozent. Das wird in den kommenden zehn Jahren auch so in etwa bleiben. Vielleicht kleine Anstiege auf 1,3 oder 1,5 Prozent, aber aus meiner Sicht ist es unwahrscheinlich, dass wir in zehn Jahren wieder bei vier oder fünf Prozent sein werden. Ich glaube nicht, dass der Markt weiter so schnell wachsen wird, wie bisher. Normalverdiener werden sich wahrscheinlich auch weiterhin Immobilien leisten können.

Stefan Scholl von der Frankenberger Bank

Zur Person

STEFAN SCHOLL

Jahrgang 1978

Ich arbeite aktuell als Immobilienvermittler und Immobilien-Gutachter bei der Frankenberger Bank

Ausgebildet wurde ich zum Bankkaufmann, darauf folgte ein berufsbegleitendes Studium zum diplomierten Bankbetriebswirt

Meine Heimat ist das Frankenberger Land

Mein Zuhause ist in Frankenberg-Geismar, dort bin ich Ortsvorsteher

Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist der Nationalpark Kellerwald und die Edersee Region