Nina Meyer-Weidemann

Nina Meyer-Weidemann, wie kann man sich auch mit wenig Zeit im Berufsalltag gesund ernähren?

Nina ist Ernährungsberaterin und politisch engagiert. Die 32-Jährige gibt im Interview Tipps, wie man sich schnell, gesund und nachhaltig ernähren kann.

Von Paula Miranda-Stracke

Liebe Nina, du arbeitest als Ernährungsberaterin in Bad Wildungen und gibst Kurse zur gesunden Ernährung in Frankenberg. Was hat dich dazu gebracht, diesen Beruf zu ergreifen?

Ich fand es schon als Jugendliche spannend, welchen Einfluss unsere Ernährung auf unseren Körper hat. Aufmerksam auf den Beruf als Ernährungsberaterin wurde ich tatsächlich durch einen Berufstest bei der Arbeitsagentur. Nach einem Praktikum bei einer Ernährungsberaterin beschloss ich Ernährungswissenschaften zu studieren. Ich habe währenddessen auch mal gezweifelt, aber durch meine Nebentätigkeit im Ernährungsteam der Uniklinik Kiel, mit viel Patientenkontakt, wurde mir klar, hier bin ich richtig. Mir war immer sehr wichtig, Menschen mit meiner Arbeit helfen zu können.

 

Was ist der häufigste Grund dafür, dass Menschen deine Hilfe aufsuchen?

Meistens wegen Übergewicht. Viele Folgeerkrankungen, wie Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte oder Bluthochdruck sind damit verbunden. Ein weiterer Schwerpunkt sind Krebspatienten. Wenn sie sich einer Chemotherapie unterziehen, haben sie oft wenig Appetit und verlieren viel Gewicht. Es ist wichtig, ihren Ernährungszustand zu stabilisieren, damit sie die Therapie besser überstehen. Weitere Schwerpunkte sind beispielsweise Laktose- oder Fruktose-Unverträglichkeiten oder auch unklare Verdauungsbeschwerden. Essen ist mehr als nur Genuss oder Sättigung. Es kann die Gesundheit fördern oder schädigen und entscheidend zu unserem Wohlbefinden beitragen.

 

Du bist eine Ernährungsberaterin mit Herz für Nachhaltigkeit. Wie können wir uns nachhaltig ernähren?

Am besten nach den Empfehlungen der „Planetary Health Diet“ die 2019 veröffentlicht wurde und zeigt, wie wir unsere Gesundheit fördern und gleichzeitig den Planeten schützen können. Laut Prognosen müssen im Jahr 2050 etwa 10 Milliarden Menschen ernährt werden. Wir brauchen bis dahin wesentlich mehr Lebensmittel. Unser Dilemma ist, dass durch zunehmenden Wohlstand der Konsum von tierischen Produkten steigt, was sich negativ auf die Umwelt auswirkt und mehr Ressourcen und Fläche verbraucht.

In der Praxis geht es bei diesen Ernährungsempfehlungen darum, dass wir deutlich weniger Fleisch und Milchprodukte konsumieren. Unsere Nährstoffversorgung kann durch Hülsenfrüchte und Nüsse ausgeglichen werden.

 

Viele schaffen es zeitlich nicht gesunde Mahlzeiten zuzubereiten. Was sind deine Tipps?

Versucht Arbeit einzusparen. Es muss nicht immer frisches Gemüse sein. Tiefgefrorene Lebensmittel sind oft sogar nährstoffreicher als frische, da sie direkt nach der Ernte eingefroren werden und die Vitamine erhalten bleiben. Frisches Gemüse hingegen verliert während Transport und Lagerung oft Vitamine. Es gibt auch Fertigprodukte, die man mit gutem Gewissen verwenden kann. Schaut auf die Zutatenliste der Verpackung. Seht ihr nur Zutaten, die ihr auch selbst verwenden würdet, braucht ihr euch keine Sorgen machen. Gerne könnt ihr euch auch für meinen Kochkurs „Gesund essen und genießen nach Feierabend“ bei der AOK in Frankenberg anmelden. 

 

Außerdem bist du eine engagierte Bürgerin und gehörst dem Stadtparlament in Frankenberg an. Was wünschst du dir für unseren Landkreis?

Für den Landkreis wünsche ich mir ein Nahverkehrssystem, das so gut ist, dass die Leute freiwillig ihr Auto stehen lassen. Wenn man abends zu einer Veranstaltung oder Feier möchte, muss man derzeit leider mit dem Auto fahren, weil man sonst nicht nach Hause kommt. Außerdem finde ich wichtig, dass unser Landkreis mehr für den Klimaschutz unternimmt und nachhaltiges Bauen, Wohnen und Leben fördert. Auch mehr kulturelle Angebote wären schön, damit nicht bis Kassel oder Marburg gefahren werden muss und die Menschen im Landkreis gehalten werden.

Nina Meyer-Weidemann

Zur Person

NINA MEYER-WEIDEMANN

Jahrgang 1989

Studiert habe ich Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften in Kiel, mit einem Semester in Barcelona

Ich arbeite aktuell als Ernährungstherapeutin in der Ambulanten Ernährungstherapie der Klinik Reinhardshöhe in Bad Wildungen

Meine Heimat sind Hannover, wo ich aufgewachsen bin, und Kiel, wo ich studiert habe

Mein Zuhause ist Frankenberg

Meine Lieblingsorte in Waldeck-Frankenberg sind der Aussichtspunkt über Reinhardshausen (an der Rummelskoppe) und die Nuhne bei Schreufa