Sofortige Hilfe per Fernassistenz – Das TOWER Projekt im Science Park Kassel

Um Menschen mit Lernschwierigkeiten und blinde und sehbehinderte Menschen zu unterstützen, wurde TOWER Fernassistenz im Science Park Kassel gegründet. Ab 2026 soll der bundesweite Service Menschen mit Behinderungen per Smartphone bei der Überwindung von Barrieren unterstützen. Dabei bietet das Projekt einen neuen Blickwinkel, wie die Digitalisierung genutzt werden kann, um die Lebensqualität von Menschen mit Beeinträchtigung zu steigern und die Barrierefreiheit in Deutschland zu fördern.  

Doch wie kam es zu der Idee?

Kai Bißbort ist Teil des Teams von TOWER Fernassistenz. Gemeinsam mit sieben weiteren Menschen hat er das Modellprojekt konzipiert. Während seiner Tätigkeit im PIKSL Labor Kassel haben er und sein Team sich näher mit dem Thema “Mixed Reality mit und für die Zielgruppe Menschen mit Lernschwierigkeiten” beschäftigt. In dieser Zeit hat ihn auch der blinde Aktivist Per Busch kontaktiert, um ihm von der Möglichkeit zu erzählen, Menschen mittels Fernassistenz im Alltag zu assistieren. Da die Technik, die man hierfür benötigt im Gegensatz zu Mixed Reality einen sehr hohen Reifestatus hat, entstand die Idee, den ersten professionellen Fernassistenzservice für Deutschland für die Zielgruppen Menschen mit Lernschwierigkeiten und blinde und sehbehinderte Menschen aufzubauen. TOWER Fernassistenz gehört dabei zum gemeinnützigen Sozialunternehmen Bathildisheim e.V. aus Bad Arolsen und wird von der Aktion Mensch Stiftung gefördert. Momentan wird das Projekt im Science Park Kassel entwickelt. 

Wie funktioniert’s?

Über Videoverbindung oder Fernzugriff bietet TOWER Fernassistenz sofortige Hilfe im Alltag. Egal ob beim Arbeiten am PC, bei der Orientierung, beim Lesen, zum Erklären oder Beschreiben – ausgebildete Assistent*innen sind 24/7 spontan erreichbar – ohne nervige Fragen, ohne lange Erklärungen, ohne Wartezeit. Momentan wägt das Team die Integration weiterer Features ab, wie beispielsweise die Erstellung von barrierefreien Dokumenten, eine Chatfunktion oder die Kompatibilität mit Datenbrillen, wie etwa der Meta von Ray Ban. 

Auf den Fernassistenzservice können Nutzer*innen dann per App zugreifen. Diese sei auf Apple und Android Geräten anwendbar und einfach zu bedienen. Zur Unterstützung nutzen die Fernassistent*innen vorrangig den Videostream und Standortinformationen.

Wenn die Kund*innen es erlauben, können die Assistent*innen die Kameras des Smartphones verwenden, um die Geodaten auszulesen, auf Mikrofon und Lautsprecher zuzugreifen, die Taschenlampe an- und auszumachen oder Fotos zu machen. Es gibt aber auch Situationen, in denen das Team bewusst nicht unterstützt, beispielsweise, wenn sich der User gerade im Straßenverkehr befindet oder in einer anderen Situation, in der er seine volle Aufmerksamkeit braucht. Auch bei der Durchführung offensichtlich krimineller Handlungen wird nicht assistiert. 

Entwicklungsphase und Erfahrungswerte:

Das Projekt befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Geplant ist, dass TOWER Fernassistenz offiziell Ende 2025 auf den Markt kommt. Das Team würde den Service gern allen Menschen, die ihn benötigen, kostenlos zur Verfügung stellen. Dazu sei es nötig, dass der Service über Leistungsträger wie Krankenkassen oder die Eingliederungshilfe angefordert werden kann. Das ist momentan mit Fernassistenz noch nicht so ohne weiteres möglich, da es eine Mischung aus Assistenz und App-Nutzung ist. 

Außerdem konnte das Team bereits schon mit vielen potenziellen Nutzer*innen in Kontakt treten und Rückmeldungen und Feedback erhalten. Oft kam ein „Endlich!“ und „Hoffentlich schafft ihr es!“ in Kombination, da es solche Services in anderen Ländern schon lange gibt. Viele Feedbacks seien aber auch gleichzeitig differenziert und kritisch gewesen. Diese Feedbacks seien besonders wertvoll, um einen maßgeschneiderten Service für die Kund*innen zu entwickeln. 

Es wird 2025 auch Ausschreibungen geben, wo man sich als Assistent*in bewerben kann. Voraussetzung ist die Teilnahme an einer Ausbildung der TOWER Fernassistenz. Assistent*innen können auch Menschen mit Behinderungen sein, da TOWER als Inklusionsbetrieb realisiert werden soll.

Auch Unternehmen können Kund*innen über das eigene WLAN den TOWER Service kostenlos zur Verfügung stellen, so dass diese ein barrierefreieres Einkaufserlebnis haben oder besser zum richtigen Gleis finden. 

Das TOWER Team freut sich über jede Anfrage und jedes Feedback von potenziellen User*innen! Sie sind außerdem auf der Suche nach Tester*innen, die in den Testphasen Feedback über Technik und/oder Service geben. Die Tester*innen erhalten den Service kostenlos. 

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