Karriere Reloaded – Kamingespräch 2023

Neue Perspektiven

Nach der Ausbildung oder dem Studium gerät die eigene Weiterentwicklung und die des eigenen Teams aufgrund der Geschwindigkeit im Tagesgeschäft oft in den Hintergrund. Doch in einer sich ständig verändernden Geschäftswelt brauchen Unternehmen besonders im ländlichen Raum Mitarbeiter:innen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln. Wie kann persönliche Entwicklung im Arbeitsalltag gestaltet werden? Darüber diskutierten die Gäste des diesjährigen Kamingesprächs mit unterschiedlichen Ansätzen und Visionen.

Karriere Reloaded – Von persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung

Interessenten konnten am diesjährigen Kamingespräch in der Zentrale unseres Partnerunternehmens Waldeck-Frankenberger Bank in Korbach am 23. November eine spannende Diskussion verfolgen, bei der Zukunftsvisionen für die Personalentwicklung diskutiert wurden. Das Podium spiegelte dabei die Vielfalt der Wirtschaft wider, von Handwerksunternehmen über Konzerne bis hin zu Agenturen. Das Besondere an diesem Kamingespräch? Eine gelungene Zusammenstellung aus lokalen Unternehmen und überregionalen Impulsen. Mit dabei waren Viktoria Schütz (Global People Development) von dem internationalen Konzern Otto Bock HealthCare Deutschland GmbH aus Duderstadt, Jörg Marpe (Geschäftsführer) von dem Handwerksunternehmen Marpe Bau GmbH aus Twiste sowie Marina Adam (Head of Service Design & Concept) von der Agentur Die ProduktMacher GmbH aus München.

Im Gespräch wurden zwei Perspektiven beleuchtet: Zum einen aus der Unternehmenssicht mit neuen innovativen Ansätzen zur Förderung der eigenen Teams. Zum anderen aus der individuellen Perspektive der Talente, um zu ergründen, wie diese ihre persönliche Weiterentwicklung aktiv vorantreiben können. 

Im ersten Abschnitt des Gesprächs lag der Fokus darauf, warum Weiterentwicklung wichtig ist und nicht an die Unternehmensgröße geknüpft ist. Zudem wurde erläutert, wie Weiterbildung in der Praxis aussehen und Wissen im Unternehmen erhalten bleiben kann.

Viktoria Schütz erklärte den ersten Ansatz, wie Unternehmen die Entwicklung der Mitarbeitenden fördern können, sodass die persönliche oder berufliche Weiterentwicklung wie Mentoring- und Talentprogramme für alle Abteilungen nötig seien. Bei Otto Bock hat sie diese Programme mit aufgebaut: Jedes Jahr startet wieder ein neues Mentorenprogramm, welches acht Monate andauert. In einem Kickoff werden Erwartungen und Ziele geklärt und die Rolle der Mentoren definiert. Danach finden dann regelmäßige Austausch- und Feedbackrunden statt. In einer Closing Session werden am Ende die Ziele und deren Umsetzung beleuchtet. Diese Mentoringprogramme sollen in den Arbeitsalltag integriert werden. Für die Suche nach passenden Mentoren schlägt Viktoria Schütz das eigene Unternehmen vor. Außerdem gibt es die Möglichkeit, besonders für kleinere Unternehmen, auf einen Mentorenpool zurückzugreifen.

Für Marina Adam ist ein wichtige Möglichkeit für Unternehmen, um die Talente zu fördern, Feedbackgespräche – aber. Keine klassischen Feedbackgespräche pro Jahr. Sie setzt bei ihrem Team auf wöchentliche 15 Minuten Check-Ups, die zum Einen um die Fachliche Expertise geht und einmal um die persönliche Entwicklung. Das sieht Viktoria Schütz ähnlich. Um Unternehmensziele zu erreichen, sei es wichtig, Mitarbeitergespräche zu führen und Ziel-Vergleiche mit den letzten Jahren und Zielfindungen für das neue Jahr festzulegen, so Schütz.

Weiterentwicklung ist nicht an die Unternehmensgröße geknüpft! Das beweist Jörg Marpe. Er erklärte aus der Sicht eines Handwerksbetriebs, dass Dienstleistungen eine saubere und ordentliche Ausführung benötigen. Dafür müssen die Mitarbeitenden speziell ausgebildet und weiterentwickelt werden. Man müsse zudem auf stetige bautechnische Herausforderungen, unterschiedliche Regelwerke aus den 16 Bundesländern und Veränderungen in den Bereichen Windkraft und Solar reagieren, um gegen andere Unternehmen weiterhin zu bestehen. 

Das Modell der Mentoren vergleicht Jörg Mapre im Handwerk mit den Altgesellen. Dabei bestehe die Schwierigkeit, das Wissen der Kolleg:innen, die in Rente gehen, beizubehalten, so Jörg Marpe. Er löst es in seinem Unternehmen mit kurzen Lehrvideos, die für alle Mitarbeitenden zugänglich sind und vom Büro bis zur Baustelle die einzelnen Arbeitsschritte erklärt und so Wissen transparent macht.

Alle drei Monate trifft er sich außerdem mit seinen Mitarbeitenden, sammelt Daten und Themen und sorgt für eine transparente Kommunikation. Er führt Kickoffs durch und fragt die Mitarbeitenden nach ihrer Meinung und danach, was ihnen Spaß macht. “Ich möchte einen großen Spielplatz zum Ausprobieren anbieten, der die Mitgestaltung am Unternehmen ermöglicht.“ erklärte Jörg Marpe. 

Viktoria Schütz bot ebenfalls neue Ansätze, wie Wissen im Unternehmen erhalten bleiben kann. “Es ist wichtig, dass man Learning on Demand anbietet“, erklärte sie. Es gebe oft keine geregelte Wissensübergabe aus Zeitmangel. Deshalb sei es wichtig, Tools zu nutzen und eigene Wikis aufzubauen. Seien es 13-minütige Erklärvideos, LinkedIn-Learning-Sessions oder umfangreiche Kurse. 

Im zweiten Teil des Gespräches wurde darüber diskutiert, wie diese neuen Formate im Detail auf die Weiterentwicklung der Organisation einzahlen können und warum Unternehmen in dieses Thema investieren sollten.

Für Marina Adam sind persönliche und berufliche Weiterentwicklung untrennbar miteinander verknüpft. “Es ist wichtig, die eigenen Werte zu kennen und diese mit der Entwicklung im Unternehmen zu verknüpfen“, schilderte sie. Dafür sei es wichtig, in regelmäßigen Zeitabschnitten zu überprüfen, wie Weiterentwicklung auf das große Ganze des Unternehmens einzahle. Dafür haben sie in ihrem Team jeden Freitag frei, den sie abwechselnd der persönlichen oder beruflichen Weiterentwicklung widmen: Der Exchange Friday und der Impact Friday. Unter dem Exchange Friday versteht Adam, dass das Unternehmen eigene Zahlen teilt und den gezielten Austausch zwischen einzelnen Mitarbeitenden fördert, um die persönliche Weiterentwicklung zu gewährleisten und das Team voneinander profitieren zu lassen. Andererseits sollen am Impact Friday Initiativen vorangetrieben werden, die auf die Unternehmensziele des Jahres und des Quartals einzahlen oder Pro Bono Arbeit für Unternehmen fokussieren, die Gutes in der Welt leisten.

Nach der Handwerkslehre und dem Meister hat sich Jörg Marpe Gedanken gemacht, wie er seine Firma umgestalten kann und was er ändern möchte. Dabei sei es besonders wichtig, auf die Mitarbeitenden zu hören und ihre Meinung in neue Prozesse einfließen zu lassen. Meistens bringt er neue Visionen mit in das Unternehmen, die dann im Team diskutiert und priorisiert werden. Die vorgestellten neuen Formate bieten auch hier Veränderung und neue Ansätze in der Weiterentwicklung. Sie lassen sich aber nur etablieren, wenn die Mitarbeitenden Gestaltungsfreiheit und einen gewissen Spielraum erhalten. 

Im letzten Teil des Gesprächs gaben die Speaker:innen Anreize, wie eine eigene Weiterbildung, die von den Talenten selbst getrieben wird, aussehen kann. 

Jörg Marpe holt sich regelmäßig neue Impulse durch Podcasts und Bücher, um die Weiterentwicklung seines Unternehmens zu gestalten. In den Austausch gehen und neue Ideen gestalten, auch nicht immer nur im eigenen Unternehmen, sondern auch im Austausch mit anderen Unternehmen kreieren. 

Marina Adam ist aus dem Team heraus zur Führungskraft aufgestiegen. Dabei stellte sich die Herausforderung, dass sie nun vor den ehemaligen Teammitgliedern sitze. Zur Weiterentwicklung führe sie oft Rücksprache mit ihrer Mentorin und bemühe sich stets, ihre Werte zu kennen und mit auf die Arbeit zu bringen. Dazu reflektiert und definiert sie immer wieder, wer und wie sie als Führungskraft sein möchte. Sich selbst mit den eigenen Werten und dem Bild der Führungskraft auseinanderzusetzen, ist ihr Tipp. 

Bei Viktoria Schütz geht es ganz viel um Change: Für sie sei die Change-Begleitung und das Change-Management in einem Mentoringprogramm besonders wichtig. Sie habe sich selbst eine Change- Beraterin gesucht, um gute und praxisorientierte Tipps zu bekommen.

Abschließend wünschen sich die drei Diskutanten, dass Unternehmen mehr Zeit und Geld in das Thema Weiterentwicklung investieren. Marina Adam ist überzeugt: “Es ist alternativlos. Für die Weiterentwicklung müssen Freiräume geschaffen werden, um diese möglich zu machen.” Viktoria Schütz verdeutlicht, dass dies kein Selbstzweck sei. Unternehmen möchten sich dauerhaft verbessern. Da müsse man vor allem die Mitarbeitenden mitnehmen, damit sie in sich selbst investieren.

Das Team von Network Waldeck-Frankenberg dankt allen Diskutanten, Gästen und Unterstützern des Events. Besonderer Dank geht an die Waldeck-Frankenberger Bank, die Energie Waldeck-Frankenberg und Continental für das Bereitstellen der Location und für das Sponsoring.

 

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