Moderne Lehre im ländlichen Raum
Friederike
Becker
Von Neele Henkler
Ich bin: Lehrerin und Politikerin
Ich bin: Lehrerin und Politikerin
Liebe Friederike, war es schon immer dein Traum, Lehrerin zu werden und im Landkreis zu arbeiten?
Nach meinem Abitur habe ich Englisch, Deutsch und Hauswirtschaftslehre in Paderborn studiert. Ich arbeite unglaublich gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammen – da war klar, dass es für mich ein sozialer Beruf wird. Im Studium hat sich bereits herauskristallisiert, dass ich danach gerne im Landkreis arbeiten möchte, da ich durch meine Familie stark in der Region verwurzelt bin. An der Gesamtschule Edertal hatte ich dann die Möglichkeit, mein Referendariat zu machen und dort wurde ich dann auch verbeamtet. Ich bin sehr froh darüber, so ein tolles Kollegium zu haben und auch die Arbeit mit den Schülern gefällt mir sehr gut.
Was ist dir in deiner Unterrichtsgestaltung wichtig?
Eine gute Unterrichtsgestaltung ist immer abhängig von der Beziehung zwischen Lehrkraft und Schülern. Zwischenmenschliche und pädagogische Aspekte sind also mindestens genauso wichtig wie die Lerninhalte selbst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man den Schülern auf Augenhöhe begegnet, sie viel größere Lust haben, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen. Besonders das aktive Zuhören und das Eingehen auf Probleme machen eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung aus, denn diese hat einen großen Einfluss auf ihren Lernerfolg. Als Lehrkraft sollte man aber auch klare Grenzen kommunizieren können.
Was macht für dich die moderne Lehre aus?
Auch wenn die Digitalisierung momentan eine wichtige Rolle spielt, müssen wir weiterdenken. Im Januar haben wir unsere Schüler in einer Projektarbeit auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet. In einer Präsentationsprüfung in der Gruppe konnten sich die Schüler ein Thema aussuchen und dieses selbst erarbeiten. Wir sollten in der modernen Lehre viel mehr in Projekt-Sequenzen denken und dabei auch verschiedene Fächer miteinander vernetzen, damit der Bezug zur Lebenswelt gegeben ist. Unser Bildungssystem ist zudem sehr behäbig und voller bürokratischer Hürden. Als Lehrkraft rückt dann oft die ureigene Aufgabe des Lehrens in den Hintergrund. Das muss sich ändern, da die Förderung der Schüler im Mittelpunkt stehen sollte. Die Schulen sollten zudem selbständiger arbeiten können, sei es nun bei neuen Anschaffungen oder der Renovierung des Schulgebäudes – das würde Veränderungen definitiv schneller vorantreiben. In unserer jetzigen Art des Lehrens gibt es also noch einiges zu verbessern. Das fängt bei der Ausbildung der Lehrkräfte an und hört bei der Ausstattung und Organisation der Schule und des Unterrichts auf.
Du engagierst dich sowohl ehrenamtlich im Landfrauenverein als auch politisch auf Kommunal- und vielleicht bald auch auf Landesebene. Welche Motivation und welchen Antrieb verfolgst du mit deinem Engagement?
Ich bin durch Zufall in die Kommunalpolitik gekommen. Ich wurde gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte und ich war einverstanden. Es ist immer wichtig, sich zu engagieren, wenn man Ideen hat. Ich wurde dann schließlich auch gewählt, bin in den Gemeindevorstand in Twistetal gekommen und habe mich ebenfalls für die Kommunalwahl auf Kreisebene aufstellen lassen. Zudem wurde ich gefragt, ob ich mich für die diesjährige Landtagswahl aufstellen lassen möchte. Da war ich natürlich direkt einverstanden, da es zu meinen Themen, der Bildung und dem ländlichen Raum, passt. Mir ist es wichtig, meine Heimat zu vertreten und zu unterstützen, damit sie weiterhin lebenswert bleibt und wir nicht abgehängt werden. Engagement ist sehr wichtig, besonders als Frau. Es ist erschreckend, dass in 2023 nur ungefähr ⅓ der Mitglieder im Kreistag Frauen sind. Das muss sich ändern, sonst wird unsere Perspektive nicht vertreten.
Welche Punkte sind für die Umsetzung der modernen Bildung essenziell?
Mir ist besonders wichtig, dass es in der Politik auch wirklich zum Prozess des Machens kommt. Die Problematiken in der Bildungspolitik sind uns bekannt, es fehlt oft der letzte Schritt der Durchsetzung, um ein gewisses Ziel zu erreichen. Wir müssen unsere Worte in Taten umsetzen, wenn wir wirklich etwas bewegen wollen – denn Bildung ist unser Zukunftsthema.
In Deutschland haben wir keine wichtigere Ressource als die Ausbildung unserer jungen Menschen. Sie sind für die Weiterentwicklung unseres Landes verantwortlich. Mein Anspruch für unsere Heimat ist, dass wir unsere Infrastruktur verbessern und ausbauen, die Digitalisierung, aber auch den Tourismus fördern, um unsere Region attraktiv zu halten. Auch meine Schüler wissen, dass ich mich politisch engagiere. Die meisten interessieren sich auch sehr für politische Themen, was mich sehr freut. Ich möchte sie in ihren Interessen unterstützen und ermutigen, sich selbst gesellschaftlich zu engagieren. Durch Gespräche im Unterricht und die Einblicke, die ich ihnen bieten kann, wird Politik für sie auch ein Stück weit nahbarer.
Was bedeutet Heimat für dich?
Heimat bedeutet für mich immer zu Hause. Ich denke da vor allem an die Verbundenheit meiner Familie und meinen Freunden, aber auch an die Region. Immer wenn ich aus einer größeren Stadt zurückkomme, verspüre ich einfach dieses Freiheitsgefühl – rausgehen zu können und einfach durchzuatmen. Während der Corona Pandemie hat man ja auch nochmal stark gemerkt, welchen Vorteil das ländliche Leben bietet. Ich könnte mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Heimat ist ein Gefühl des Ankommens, welches vor allem durch die Menschen, mit denen ich mich gerne umgebe, aber auch durch traditionelle Dinge, wie das Freischießen in Mühlhausen, geprägt ist.
Friederike Becker
Studiert habe ich Lehramt in Paderborn
Aktuell arbeite ich als Lehrerin an der Gesamtschule Edertal
Meine Heimat ist Twistetal
Meine Zuhause ist Mühlhausen
Meine Lieblingsorte in Waldeck-Frankenberg sind Twistetal, unsere drei Seen, und Willingen zum Wandern
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